Ein außergewöhnliches Denkmal, das schon sehr in die Jahre gekommen ist, steht auf einem Gehöft bei Wipperfeld. Es handelt sich um eines der Backhäuser, wie sie früher genutzt wurden, um Brot und Kuchen zu backen. Damals - vor etwa 300 Jahren - war noch nicht in jeder Wohnung ein eigener Backofen vorhanden. Offene Feuerstellen im Haus stellten eine Brandgefahr für den gesamten Hof dar. Daher wurden zur damaligen Zeit in vielen Orten Backhäuser errichtet, die von den Dorfbewohnern gemeinschaftlich zum Backen genutzt werden konnten. Solche Backhäuser waren gleichzeitig beliebte Treffpunkte in den Dörfern, wo man ins Gespräch kam und Neuigkeiten austauschte.
Das alte Backhaus befindet sich auf einem Privatgrundstück in der kleinen Wipperfelder Ortschaft namens Grund und ist nicht öffentlich zugänglich. Es wurde bereits im Jahr 1721 errichtet und steht seit 1985 als Bau- und Kulturdenkmal unter Denkmalschutz. Hätte man das historische Gebäude von Wipperfeld-Grund aus an eine andere Stelle versetzt, um es öffentlich zugänglich zu machen, wäre sein Status als Denkmal erloschen.
Vielleicht ist es gerade das Ensemble von Gebäude und landschaftlicher Umgebung, was den besonderen Reiz dieses Denkmals ausmacht. Erst wenn beides als Gesamtbild wahrgenommen werden kann, vermag man den mühseligen Alltag und die Umstände längst vergangener Zeiten wirklich erahnen.
An einer prädestinierten Stelle in der Dorfmitte von Wipperfeld steht nun seit dem vergangenen Frühjahr ebenfalls ein Backhaus. Dieses neue Gebäude ist selbstverständlich kein Denkmal, es ist aber den Backhäusern aus früheren Zeiten nachempfunden. Die Pläne für diesen Neubau wurden nach dem Vorbild des historischen Backes´ in Wipperfeld-Grund angefertigt. Damit fand man schließlich eine vertretbare Lösung, die Geschichte(n) der historischen Backhäuser und die Möglichkeit zur tatsächlichen Nutzung eines Backhauses in die Dorfmitte zu holen, das eigentliche Bau- und Kulturdenkmal selbst jedoch vollständig an Ort und Stelle in Grund zu belassen.
Und wer weiß, wie es die Geschichte noch schreiben wird; vielleicht wird der neue Wipperfelder Backes eines Tages sogar selbst zum Denkmal...