Bald beginnt die zweite Hälfte ihrer Altersteilzeit (Freistellungsphase).
Interview mit Eveline Grüterich anlässlich ihrer Verabschiedung
Liebe Eveline, du guter Geist des Vorzimmers, wie kam es überhaupt dazu, dass du „Vorzimmerdame“ im Rathaus geworden bist?
Im Dezember 2000 wurde ich vom damaligen Bürgermeister Guido Forsting gefragt, ob ich die Arbeiten im Vorzimmer übernehmen würde.
Und, hast du sofort „ja“ gesagt oder musste zuerst der Familienrat einberufen werden?
Wir haben tatsächlich damals zu Hause am Küchentisch gesessen und uns beratschlagt. Ich sah die Chance für einen spannenden Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung als auch mit den Führungskräften.
Mein Mann war bis zu seinem Tod viele Jahre als CDU-Mitglied im Stadtrat. Anfangs waren wir schon skeptisch, ob sich das gut mit dem Job im Vorzimmer verträgt. Sehr schnell stellte sich aber heraus, dass das für meine Arbeit überhaupt kein Hindernis war.
Gab es denn dadurch überhaupt keine Loyalitätskonflikte deinen Chefs gegenüber?
Nein, das war nie ein Problem. Meine Stärke bestand immer darin, eine gute Balance zwischen dem Bürgermeister, der Verwaltung, der Politik und den Bürgern zu halten. Natürlich gab es manchmal Situationen, die doch etwas mehr Fingerspitzengefühl erforderten. Insgesamt gelang mir das meines Erachtens aber immer gut, einen vernünftigen Weg zu finden.
Wenn du jetzt zurückblickst: Was findest du an deinem Job besonders spannend?
Das Interessanteste war für mich zu beobachten, wie sich die Menschen in bestimmten Situationen verhalten, vor allem unter Stress. Hier muss ich sagen, dass diejenigen, die ruhig und besonnen bleiben und niemandem emotional „wehtun“, mir nach wie vor die Liebsten sind.
Wie viele Chefs hattest du denn während deiner Zeit im Vorzimmer?
In den 18 Jahren bei der Stadtverwaltung hatte ich zwei Bürgermeister jeweils neun Jahre lang als Chef: Guido Forsting und aktuell Michael von Rekowski.
Wie unterscheiden sich diese beiden Bürgermeister?
(Eveline lacht.) Die beiden kann man gar nicht miteinander vergleichen, das sind wirklich total unterschiedliche Charaktere. Mit beiden bin ich sehr gut ausgekommen, schnell hat sich ein großartiges Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut.
Es war ein intensives Miteinander mit gegenseitiger Hochachtung und großem Vertrauen. Dies ist letztendlich auch das Wichtigste für ein kompetentes und glaubwürdiges Auftreten.
Mit Bürgermeister Michael von Rekowski wurde die Arbeit im Vorzimmer und der Verwaltung deutlich digitaler. Viele Arbeitsabläufe haben sich dadurch verändert.
Was denkst du: Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die man für den Job im Vorzimmer braucht?
Das Anforderungsprofil der Stelle beinhaltet ein hohes Maß an Selbstständigkeit, gutes Organisationsgeschick bei wechselnden Aufgabenstellungen und natürlich absolute Diskretion. Kundenorientierung ist auch wichtig, man muss auf verschiedene Bedürfnisse eingehen und gleichzeitig dem Bürgermeister so gut es geht „den Rücken frei halten“.
Ich habe oft für eine „Rundumbetreuung“ gesorgt. Dazu gehörte beispielsweise auch, dem Bürgermeister mal einen dezenten Hinweis zu geben, wenn er besser eine Krawatte tragen sollte. Meine gute Menschenkenntnis und ein gutes Einfühlungsvermögen haben mir bei meiner Arbeit immer sehr geholfen.
Gibt es etwas, das du an dieser Stelle noch loswerden möchtest?
Ja. Besonders bedanken möchte ich mich für die Unterstützung als mein Mann im Jahr 2016 nach schwerer Krankheit gestorben ist (2016).
Ich danke meinem Chef, unserem Personalleiter und meinem gesamten Amt, dem Büro des Bürgermeisters (kurz BdB) für das große Verständnis, das mir in dieser Zeit von allen Seiten entgegengebracht wurde.
2017 habe ich dann die Altersteilzeit beantragt und man stellte mir nichts in den Weg. Dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar. Nun beginnt die Freizeitphase und ich freue mich drauf.
Ich bin sehr froh, dass ich meine Arbeit im Vorzimmer, an zwei gut ausgebildete, junge Kolleginnen abgeben kann und ich bin mir sicher, dass beide mit ebenso viel Engagement weitermachen, um den Bürgermeister, das gesamte Team der Verwaltung und alle Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu unterstützen.
Die Hauptverantwortung für die Aufgaben im Vorzimmer wird ab dem 01.12. auf Frau Kathrin Mrosek übertragen. Zusammen mit Jana Raffelsiefen wird im Vorzimmer auch zukünftig ein starkes Team arbeiten, auf das sich insbesondere der Bürgermeister in jeglicher Hinsicht verlassen kann. Da bin ich mir ganz sicher.
Wirst du demnächst wirklich viel Freizeit -also freie Zeit- haben oder wird dein Terminkalender gut gefüllt sein?
Da ich einen enorm großen Bekanntenkreis mit vielen netten Freunden habe, viel Sport mache und gerne reise, stelle ich mir meine Zukunft toll vor. Meine Enkel Emilio und Filipa freuen sich schon, dass ihre Oma bald öfter für sie da sein kann.
Gerne werde ich mich, wie ich es immer schon getan habe, auch weiterhin kreativ betätigen. Daher habe ich mich fürs Frühjahr zu einem fünftägigen Kalligraphie-Kurs angemeldet.
Und außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen: Ich bin demnächst wieder als Hilfsschöffin aktiv und fahre schon seit mehreren Jahren den Bürgerbus. Das werde ich auch zukünftig gerne für die Wipperfürtherinnen und Wipperfürther machen.
Liebe Eveline, wir danken dir für die tolle Zusammenarbeit und wünschen dir für deine Zukunft alles, alles Gute.