In den ersten Jahren nach dem großen Stadtbrand von 1795 entstanden in der Wipperfürther Altstadt einige bemerkenswerte Bürgerhäuser. Von besonderer Qualität war ein Haus, das an der Hochstraße unmittelbar beim ehemaligen Kölner Tor errichtet und später nach einem seiner Besitzer als „Haus Eller“ bzw. „Haus Ellersecke“ bezeichnet wurde. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren zeitweise das Postamt bzw. das Bürgermeisteramt und auch das Landratsamt des Kreises Wipperfürth in Teilen des Hauses untergebracht; Dr. Aloys Pollender, der Entdecker des Milzbrandbazillus, wohnte hier eine Zeitlang zur Miete.
Vom hohen Anspruch des Bauherrn zeugten nicht nur die klassizistische Fassadengestaltung und die Tatsache, dass die Außenwände in Mauerwerk ausgeführt waren, sondern in besonderem Maße auch der Eingangsbereich: Haustür und Innentreppe waren prächtige Beispiele des Louis-seize-Stils.
Rund 160 Jahre lang markierte das Haus den westlichen Eingang zur Altstadt, dann wurde es 1957 den Anforderungen des modernen Straßenverkehrs geopfert; an seiner Stelle entstand eine Rechtsabbiegerspur von der Unteren auf die Hochstraße. Vorher hatte man einen Ersatzbau in den alten Park gesetzt, die so genannte „Villa Hochgürtel“. Der Bauherr war sich des künstlerischen Werts von Haustür und Treppe durchaus bewusst und übernahm beides für den Neubau.
Die Translozierung bedeutete für die historische Treppe aber auch eine Umgestaltung. Ursprünglich lief sie rechts von der Wand bis zum Zwischenpodest und bog dann nach rechts um; nur an der rechten Seite gab es ein Geländer mit Handlauf. Im neuen Haus stand der untere Teil frei in der Halle; deshalb gab es jetzt auch an der linken Seite ein Geländer als symmetrischen Zwilling des Originals; die Kopien des Geländeranfängers und der Baluster sind kunsthandwerkliche Meisterleistungen. Vom Podest an ging die Laufrichtung nach links.
Nach 45 Jahren wurde auch die „Villa Hochgürtel“ ein Fall für den Bagger; an ihrer Stelle entstand ein Neubau mit mehreren Eigentumswohnungen. Aber auch diesmal wurde die Treppe nicht zerstört; auf Betreiben des Heimat- und Geschichtsvereins und mit Hilfe des Architekten Norbert Stannek, der sie bereits in seiner Dissertation über Bergische Treppen ausführlich gewürdigt hatte, wurde sie ausgebaut, in zwei zusammenhängende Stücke zerlegt und von der Stadt Wipperfürth eingelagert.
Das ist jetzt fast 20 Jahre her. Die Treppe mit dem Geländer aus Eichenholz und den in Buche gearbeiteten Stufen befindet sich in gutem Zustand und ist nicht akut gefährdet, braucht aber dringend eine Zukunftsperspektive. Und die kann für eine Treppe nur darin bestehen, in ein bestehendes oder neu zu errichtendes Gebäude eingebaut zu werden, wobei es hier architektonisch sicher verschiedene Möglichkeiten gäbe.
Die Stadt Wipperfürth wendet sich also an alle Architekten und Bauherren mit dem Angebot, ein Stück Stadtgeschichte und ein besonderes Exemplar historischer Handwerkskunst für ein Bauprojekt zur Verfügung zu stellen, und der Bitte, dieses Angebot ernsthaft zu prüfen.
Für Rückfragen und ergänzende Informationen steht Ihnen Frau Leslie Kamphuis, Telefon: 02267 / 64-214, Email leslie.kamphuis@wipperfuerth.de, gerne zur Verfügung.