Im zweiten Interview möchte ich gerne auf eine Frühjahrsnovität des Jahres 2018 eingehen und somit steht Tom Saller im Fokus dieser Rubrik.
Bücher und mehr....
Die Stadtbücherei
Schauen wir zurück auf das erste Quartal 2018 und widmen uns einem Erstlingswerk „Wenn Martha tanzt“, welches ein literarisches Erdbeben auslöste und sich nach dem Erscheinen Mitte März sofort einer sehr großen Beliebtheit erfreute. Literaturagent und Verlag hatten innerhalb von 48 Stunden die Schlagkraft dieser Neuerscheinung entdeckt und sie sollten vollends recht behalten. Bei der „Berlinale 2018“ stand „Martha“ auf der Short-List unter den Top-12-Titeln (vis-à-vis mit Isabel Allende). Die Lesung in der Alten Drahtzieherei am 11. März 2018 wurde von über 200 interessierten Menschen besucht. Eine Lesung in Wermelskirchen auf Initiative der Buchhandlung van Wahden war ratz fatz ausverkauft; ein zweiter Termin mußte daraufhin angesetzt werden, um der umfangreichen Nachfrage gerecht zu werden.
Und auch der Buchverkauf gestaltete sich sehr gut. Seit März 2019 gibt es „Martha“ auch als Taschenbuch („Wenn Martha tanzt“ / Roman von Tom Saller. Ullstein-Taschenbuch-Verlag. 288 S. ISBN 978-3-548-06052-1). In der 14. Kalenderwoche erreichte das Buch Platz 9 in der Spiegel-Bestsellerliste Taschenbuch. Zusätzlich zu den Printausgaben sind zwei Hörbücher (Hörbuch Hamburg) lieferbar, gelesen von Barnaby Metschurat und Anne Ratte-Polle. Dem NDR war das Buch die Produktion eines eigenen Hörspiels wert (www.ndr.de/ndrkultur/.../Hoerspiel-Wenn-Martha-tanzt,audio467786.html ). Und im hiesigen Kunstbahnhof könnte sich Nicola Wild mit einer szenarischen Umsetzung sehr anfreunden.
Was macht dieses Buch aber nun aus - das werden Sie sich doch jetzt fragen? Eine Besonderheit liegt in der Sprache des Buches begründet: schlanke, schnörkellose Sätze vollenden eine Geschichte voller Fantasie und Historie. Und bewegt sich somit in einer Skala der Satzlänge zwischen Christa Wolf und Thomas Mann; je nach Beliebheit dieser Satzstrukturen. Dann ist die Erzählung nicht komplett frei erfunden, sondern bedient sich autobiographischer Elemente; im Mittelpunkt die Protagonistin Martha. Die Hintergründe des Buches sind gut recherchiert, ähnlich den Büchern von Volker Kutscher. Und last but not least: das Buch traf zum Erscheinen genau den Nerv der Zeit. Immerhin ist 2019 das Bauhausjahr. Für eine mögliche Verfilmung zum entsprechenden Bauhausjahr war die Zeit leider zu knapp.
Und wie geht es nun weiter? Ende August erscheint das zweite Buch von Tom Saller. Wieder ein Entwicklungsroman. Wieder angesiedelt im Berlin der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Wieder eine weibliche Hauptdarstellerin. Dieses Mal jedoch im Umfeld der preußischen Porzellanmanufaktur (KPM).
Tom Saller - von Hause aus Psychotherapeut - hat schon sehr früh mit dem Schreiben begonnen: kleinere Texte, auch Songtexte. Das naturwissenschaftliche Medizinstudium führte dann jedoch zunächst zu einer Zäsur. Aber die Geburt seiner beiden Söhne hat den kreativen Fluß wieder ans Laufen gebracht. Das musikalische Talent haben die Jungs vom Großvater geerbt. Tom Saller ist eher der Literat, obwohl er selbst auch Musik macht. Und sein Interesse für Literatur reicht von den großen Klassikern Hesse, Zweig und Salinger bis zu Suter, Child, O’Donnell und Hoeg.
Sie möchten Tom Saller live erleben? Dazu ergibt sich eine Gelegenheit am Montag, den 24. Juni 2019 um 19:00 Uhr im F(l)air-Weltladen in Remscheid-Lüttringhausen (Gartenbachstraße 17) im Rahmen des 39. Literaturcafés. Weitere aktuelle Lesetermine sind auf der Homepage des Ullstein-Verlags (www.ullstein-buchverlage.de) herauszufinden.
Im Gespräch mit Tom Saller stand Frank Merken (Leiter der städtischen Bibliothek).
Unsere heutige Lesetipps für Sie
Zum Glück gibt es Umwege
Graeme Simsionund Anne Buist - Frankfurt am Main: Krüger 2019. - 400 S.
Neben den zahlreichen Reiseführern und Selbstfindungsbüchern zum Jakobsweg jetzt mal wieder eine fiktive Erzählung. Der Bestseller Autor Graeme Simsion („Rosie-Projekt“) und seine Ehefrau Anne Buist (von Haus aus Psychologin) bieten eine wunderschöne Geschichte über Neuanfang und Sinnsuche. Und ein wenig Beziehungskram gibt es auch. Passend für einen leichten Bücherfrühling.
Die Liebhaber
Anne B. Ragde - München: btb 2019. - 416 S.
Der fünfte Roman in der Lügenhaus-Reihe. Wer nach „Lügenhaus, Einsiedlerkrebse, Hitzewelle“ und „Sonntags in Trondheim“ mehr von der Neshov-Familie erfahren möchte, ist hier genau an der richtigen Stelle. Es empfiehlt sich die Romane in Reihe zu lesen. Newcomer sollten mit „Das Lügenhaus“ beginnen und sich dann bis zum neuen Buch vorarbeiten. Es lohnt sich alle mal.
Erzählungen von Hermann Hesse
in einfacher Sprache
Münster: Spaß-am-Lesen-Verlag 2018. 141 S.
Wie wäre es denn nach der letzten Empfehlung „Morton Rhue: Die Welle“ nun einmal mit einem deutschen „Klassiker“? Hermann Hesse (1877-1962) behandelt in seinem Werk viele Themen: Kindheit, Jugend, Stadt und Land, Liebe, Natur und Magie.