Ich komme sozusagen jeden Tag mehr an. Die Frist von 100 Tagen wird üblicherweise eingeräumt, damit neue „Amtsinhaber“ sich mit Abläufen, Sachverhalten und ihrem Aufgabengebiet vertraut machen können. Der Arbeitsanfall in meinem neuen Job ist deutlich höher als z.B. während meiner Dezernententätigkeit bei der Bezirksregierung in Köln. Das hatte ich aber auch nicht anders erwartet. Man merkt aber auch leider an allen Ecken und Enden die lange Vakanz aufgrund der fast zweijährigen Krankheitsphase meines Vorgängers. Es ist viel liegen geblieben, was naturgemäß erst einmal zu erledigen ist. Andere Themen müssen fortgeführt werden und es sind vor allem neue Dinge zu entwickeln. Mein Kalender ist daher bereits mehr als voll. Gerade in der Anfangszeit habe ich versucht so viele Termine wie möglich wahrzunehmen, das kann ich aber nicht dauerhaft. Vor allem die Abend- und Wochenendtermine sind für mich eine Umstellung. Da bedarf es eines effektiven Zeitmanagements für den beruflichen aber auch für den privaten Bereich.
Ein Interview mit Dirk Kremer
Beigeordneter seit 100 Tagen im Amt
Herr Kremer, Sie sind jetzt seit über 100 Tagen im Amt und verantworten die Fachbereiche II Planen, Bauen, Umwelt und III Finanzen. Zu dem sind Sie Geschäftsführer der Wipperfürther Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft. Sind Sie schon im Amt angekommem?
Was hat Sie bereits „geärgert“ was „gefreut“?
Geärgert habe ich mich über den Umgang mit Mitarbeitern der Verwaltung u.a. durch die Öffentlichkeit. Es darf nicht zum Standard werden, dass die Mitarbeiter fachlich und/oder persönlich angegangen werden, wie ich es leider schon erleben musste. Gefreut hat mich, wie ich von den Kollegen in der Verwaltung, aber auch von der Politik und von Bürgern unserer Stadt willkommen geheißen wurde. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken. Das hat den Einstieg bei der Einarbeitung in das doch recht umfangreiche Aufgabengebiet erheblich erleichtert. Ich fühle mich in der Stadtverwaltung schon wieder sehr wohl – wieder, weil ich ja bereits von 1996 bis Ende 1998 bei der Stadtverwaltung Wipperfürth beschäftigt war.
Wie wollen Sie die Entwicklung Wipperfürths bei Gewerbeflächen und Wohnbauflächen weiter vorantreiben?
Das ist mein vorrangiges Ziel. Aber gerade in diesem Bereich befinde ich mich noch in der Einarbeitungsphase. Speziell in Wipperfürth ist diese Problematik äußerst komplex und vielschichtig und bedarf gerade deshalb einer genaueren und vorsichtigen Herangehensweise, zum einen in der Fortführung von Ideen zum anderen aber auch in der Entwicklung neuer Perspektiven. Jede weitere Entwicklung hat mit Grundstücken zu tun und ist deshalb bis zur Präsentation von Ergebnissen zum einem sehr zeitintensiv und zum anderen ggf. auch kostspielig für die Stadt.
Bedeutet kostspielig gleich unwirtschaftlich?
Wie weit Projekte zur Entwicklung von Gewerbeflächen oder Wohnbauflächen wirtschaftlich sein müssen, darüber kann man sicher streiten. Ist es die schwarze Null oder darf es auch ein Defizit sein? Aber wenn es ein Defizit sein darf, muss m.E. über dieses Thema noch viel intensiver diskutiert werden und das nicht nur innerhalb der Verwaltung, sondern auch in der Politik.
Bei welchem Projekt sehen Sie die größten Schwierigkeiten?
Nicht bei einem bestimmten Projekt. Mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten der Hansestadt Wipperfürth ist es eine Herausforderung, wenn man mit wenig Geld trotzdem viel möglich machen möchte und auch muss. Aber weil wir über Steuergelder reden müssen wir gerade deshalb immer nach der sinnvollsten und auch kostengünstigsten Lösung suchen. Und immer müssen wir meines Erachtens die Bürger und die Betroffenen frühzeitig beteiligen und bei der Planung von Anfang an mitnehmen, insbesondere wenn es um Grundstücke geht, die sich in Privateigentum befinden und für die weitere Entwicklung Wipperfürths von Bedeutung sein könnten.
Sind Grundstücke denn Mangelware in Wipperfürth?
Grundstücksflächen für den Wohnungsbau genauso wie im gewerblichen Bereich sind eigentlich nicht rar in Wipperfürth. Ich möchte aber gerade in diesem Bereich sehr intensiv an einer Verbesserung der Situation für Wipperfürth arbeiten. Z.B. daran, dass wir es schaffen, als Stadt oder WEG wieder mehr Wohnbaugrundstücke anbieten zu können, damit sich jeder Bauwillige in Wipperfürth ein Grundstück leisten kann. Das ist aber nur möglich, wenn die „Einkaufspreise“ für Grundstücke und die Erschließungskosten nicht zu hoch werden und es bestenfalls zu keiner oder nur einer kleinen Defizitabdeckung durch den städtischen Haushalt kommt.
Welche Projekte stehen für Sie ganz oben auf Ihrer Liste dessen?
Die Prioritätenliste ergibt sich automatisch aus dem, was bereits läuft. An oberster Stelle steht für mich also, die bereits begonnenen Projekte (wie z.B. InHK, Mensa-Neubau EvB) weiter zu führen. Aber auch die bereits angestoßenen Projekte für die Erschließung von Bauland in den Dörfern müssen dringend weiter vorangetrieben werden. In diesen Bereichen sehe ich bereits ein erhebliches Arbeitspotential für alle Mitarbeiter der Stadt und auch der WEG, wir müssen aber auch weiteres Bauland, gerade im Bereich der Innenstadt und neue Gewerbeflächen kurz- bis mittelfristig zur Erschließungsreife bringen. Das wird ebenfalls in der nächsten Zeit erhebliches Arbeitspotential auf allen Ebenen binden.
Es gibt also viel zu tun?
Wie Sie sehen, gibt es sehr viele Themen und Aufgaben. Darin liegt natürlich eine gewisse Gefahr. Es gibt eine Erwartungshaltung, die es zu erfüllen gilt. Aber ich, genauso wie alle anderen Mitarbeiter der Stadt und der WEG haben nur ein begrenztes Arbeitszeitpotenzial. Die an uns gestellten Anforderungen müssen daher eben auch immer finanziell und personell umsetzbar sein.